Andreas Stucken, der 66-jährige Galerist und Ausstellungs-Organisator, kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken.
Seit nunmehr 50 Jahren widmet er sich mit Leidenschaft und Hingabe der zeitgenössischen Kunst. Seine tiefe Verbundenheit zur abstrakten Kunst, die ihm schon früh zu Begegnungen mit Künstlern der internationalen Avantgarde (darunter Blinky Palermo, Gerhard Richter, Lawrence Weiner u.a.) verhalf, hat ihn zu einem Mann der ersten Stunde auf diesem Gebiet gemacht.
Dies ermöglichte es dem Wahl-Aichacher, den Aufstieg dieser Kunstrichtung hautnah miterlebt zu haben. Schon früh in seiner Laufbahn engagierte sich Andreas Stucken beim renommierten Kabinett für aktuelle Kunst in Bremerhaven. Diese erste Begegnungen mit zeitgenössischer Kunst waren prägend für seine weitere Entwicklung als Galerist und Organisator von Ausstellungen.
Kunstsammler stellt private Begegnungen aus
Anlässlich seiner 50-jährigen Karriere gibt der Galerist und Wahl-Aichacher Andreas Stucken mit 35 Werken Einblicke in sein Leben. Schwungvoll öffnet Andreas Stucken die Tür zu einem kleinen Galerieraum im Augsburger Stadtteil Göggingen. Hinter der Tür ist nicht mehr und nicht weniger zu sehen als ein Teil seines Lebens. Denn die Bilder, die der 65-Jährige dort ausstellt, stehen für Begegnungen in seinem Leben oder für besondere Kunstprojekte. Sie sind meist Platzhalter für Erlebnisse mit zeitgenössischen Künstlern.
Lesen Sie den ganzen Artikel von Evelin Grauer in der Augsburger Allgemeine
„Ich kann mich ohne Kunst nicht vorstellen“
sagt Galerist Andreas Stucken, wenn er auf sein bisheriges Lebenswerk zurückblickt. Seine Kunst-Karriere begann 1975 in dem von Jürgen Wesseler geleiteten Kabinett für aktuelle Kunst in Bremerhaven.
Dort half er, Ausstellungen zu organisieren und durchzuführen. Sein Engagement für das nicht-kommerzielle Kabinett, in dem früh die Künstler der internationalen Avantgarde gezeigt wurden (darunter Blinky Palermo, Gerhard Richter, Lawrence Weiner u.a.), dauerte bis 1981.
Seither ist die Kunst aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken.
"Der 63-jährige Wahl-Aichacher hat die Geschichte der abstrakten Kunst hautnah miterlebt – und in den vergangenen 45 Jahren mit zahlreichen zeitgenössischen Kunstschaffenden zusammengearbeitet. Werke von großen Künstlern der Moderne gingen durch seine Hände oder füllten seine Ausstellungen. Erst vor Kurzem fungierte er als Kurator für die Einzelausstellung „Degi-Degi“ des bekannten US-amerikanischen Malers Mark Harrington in der Domagk Halle 50 in München. Der 68-jährige Harrington ist einer von etwa 50 Kunstschaffenden, mit denen Stucken in seiner Galerie „Zweigstelle Berlin“ zusammenarbeitet.
Wenn es um zeitgenössische, abstrakte Kunst geht, ist Andreas Stucken ein Mann der ersten Stunde. In Bremen geboren, zog es ihn schon bald nach Bremerhaven. Dort hat eine kleine Schaufenster-Galerie eine magische Anziehungskraft auf ihn ausgeübt, erzählt Stucken. „Knapp 30 Quadratmeter, die in der damaligen Kunstwelt für Aufsehen sorgten – und zahlreiche Freigeister anzogen“, erinnert er sich. Stucken hatte das Glück, über einen Freund Kontakt zu Kunstliebhaber Jürgen Wesseler zu bekommen. Fortan half der damals 17-Jährige, in Wesselers nicht-kommerziellem „Kabinett für aktuelle Kunst“ Ausstellungen zu organisieren. Dabei sei er schon früh auf Künstler der internationalen Avantgarde gestoßen, erzählt er. Darunter waren die damals noch wenig bekannten Blinky Palermo, Gerhard Richter oder Lawrence Weiner. Diese außergewöhnlichen Begegnungen haben Andreas Stucken als Kunstkenner geprägt. "
"Kein Leben ohne Kunst" von Manfred Zeiselmair in der Augsburger Allgemeine vom 22.8.2020
Andreas Stucken
Die Kunst-Karriere von Andreas Stucken begann 1975 in dem von Jürgen Wesseler geleiteten Kabinett für aktuelle Kunst in Bremerhaven. Dort half er, Ausstellungen zu organisieren und durchzuführen. Sein Engagement für das nicht-kommerzielle Kabinett, in dem früh die Künstler der internationalen Avantgarde gezeigt wurden (darunter Blinky Palermo, Gerhard Richter, Lawrence Weiner u.a.), dauerte bis 1981. Seither ist die Kunst aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken.
1980 gründete Andreas Stucken zusammen mit Detlef Carl und Gerti Fietzek das Museum für (Sub-)Kultur in Berlin, womit er dort einen der ersten Non-Profit Projekträume schuf. Künstler wie Braco Dimitrijevic, Jenny Holzer, Bernard Frize oder Sean Scully wurden hier gezeigt, lange, bevor sie international bekannt wurden. Für manche war es die erste Einzelausstellung in Europa bzw. in Deutschland. Es entstanden viele ortsbezogene Kunstwerke, darunter die berühmte Wandmalerei „Spider“ von Sean Scully (Abbildung) in der Wohnung von Andreas Stucken in Berlin-Neukölln, dem damaligen Arbeiter- und heutigen Szene-Viertel. Das Museum für (Sub-) Kultur bestand bis 1983.
Expertise und know-how
Andreas Stucken hat Kunstgeschichte und Kommunikationswissenschaften an der TU Berlin studiert, ist daneben staatlich geprüfter Betriebswirt und kann mittlerweile auf über 40 Jahre Erfahrung in der Kunstbranche zurückblicken.
Zwischen 1985 und 2004 hatte Stucken verschiedene leitende Positionen im Vertrieb inne und ergänzte damit seine Expertise im Bereich der Kunst durch betriebswirtschaftliches know-how.
Seit 2004 ist er selbstständig als Art & Financial Consultant (Stucken Art & Finance) und begleitet Unternehmen, Institutionen und Kommunen in Zusammenarbeit mit Künstlern bei Kunstprojekten aller Art. Darüber hinaus berät er Kunstsammler und Firmensammlungen bei der Auswahl und Archivierung ihrer Werke sowie der Sammlungspflege.
Kunstverein Aichach
Genau zehn Jahre, von 2001 bis 2011 war Stucken Vorsitzender im Kunstverein Aichach. „Danach muss man sich entweder neu erfinden oder man gibt ab“, so der gebürtige Bremer, der in dieser Zeit Aichach als Kunstadresse geprägt hat.
Die raumbezogenen Ausstellungen im Kreuzgratgewölbe des Kreisgutes Aichach mit Achim Bitter, Stefan Gritsch, Haubitz und Zoche, Martina Klein, Martin Mele, Jürgen Paas, Hermann Pitz, Paul Schwer, Sean Scully, Rainer Splitt, Ina Weber, Ralf Werner, Joseph Zehrer, u.a. waren zum Teil sehr aufwendig und vielbeachtet, verschafften dem Kunstverein ein überregionales Renommee und ließen den Ausstellungsraum, den es heute so nicht mehr gibt, in neuem Glanz erstrahlen. | Abbildung unten: Sean Scully "Holly", 2004 im Kreuzgratgewölbe Aichach.
Zweigstelle Berlin
2008 eröffnete Andreas Stucken zusammen mit Karen Irmer, Angela Stauber und Tatjana Utz die Zweigstelle Berlin als Produzentengalerie, die er seit 2010 bis heute alleinverantwortlich und seit 2016 als Online Shop sowie als Pop up Galerie betreibt. Das sich aus zeitgenössischer Kunst speisende Programm umfasst Malerei, Zeichnung, Fotografie und Installation. | Abbildungen unten: Ausstellungseröffnung "Viktor" - 5 Jahre Zweigstelle Berlin, 2013
augsburg contemporary
Seit 2019 ist Zweigstelle Berlin Kooperationspartner mit der Claudia Weil Galerie, beide betreiben den Ausstellungsraum augsburg contemporary. | Abbildungen unten: "What else could I do", 2019 mit Arbeiten von Mark Harrington, Florian Lechner, Elisabeth Sonneck, Albert Weis, Jakob Roepke
Kabinett für aktuelle Kunst
Die Nordsee-Zeitung schrieb am 10.9.1977 über das Kabinett für aktuelle Kunst: „Eine kleine Gruppe von Kunstsachverständigen proklamiert hier nicht etwa Weltveränderung, sondern zeigt, dass man erst einmal bei sich selbst beginnen muss, Maßstäbe zu setzen. „Sich das Äußerste abzuverlangen“ war und ist die Maxime von Jürgen Wesseler und seinen Mitarbeiten.“
Temporärer Arbeitsplatz Museum Villa Rot, 7. Kunstsalon 2022, Video "Andreas Stucken on the way to work" by Kirk Sora